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Warum ist ERP eine Ausführungs-maschine und (P)LM eine Tankstelle?
Ich denke, wir müssen unsere Sichtweise auf ERP grundlegend ändern. Als ERP-Systeme in den 90er Jahren aufkamen, dachte jeder, dass diese Klasse von Systemen die Unternehmens-IT komplett dominieren würde und dass es keine weiteren Systeme bräuchte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schwierig es noch in den 00er Jahren war, Unternehmen davon zu überzeugen, dass sie so etwas wie PLM oder ein PDM-System überhaupt brauchen, wenn sie doch ERP haben.
Ähnliche Sichtweisen spürt man auch heute noch, insbesondere bei ONE ERP Projekten und S/4 HANA Einführungen.
Es ist also an der Zeit, grundsätzlich zu überdenken, was ein ERP eigentlich macht und welchen Stellenwert es in einem Unternehmen haben sollte.
Dazu haben wir im RIM eine neue Sichtweise entwickelt, die ich euch gerne vorstellen möchte.
ERP ist eine Ausführungsmaschine – That’s it!
Okay was heißt das genau. Man kann sich ERP tatsächlich wie eine Maschine vorstellen. In diese Maschine gehen Kundenaufträge rein und am Ende kommen Fertigungsaufträge und Bestellanforderungen raus.
Das ist schon die ganze Magie. Jetzt wird noch die Abarbeitung dieser Fertigungsaufträge und der Wareneingang der Aufträge aus den Bestallanforderungen dokumentiert. Dazu kommt noch der Mengenfluss innerhalb eines Unternehmens und der Wertefluss, der dabei entsteht.
Das ist alles.
Jetzt braucht diese Maschine noch etwas ganz Wichtiges. Das sind die Stammdaten. Diese Stammdaten kann man sich wie das Benzin vorstellen, mit dem die Maschine läuft. Da alle Stammdaten einen Lebenszyklus haben, muss dieser Lebenszyklus gepflegt werden.
Man könnte auch sagen die ERP Maschine braucht aktuelle Stammdaten. Ohne diese läuft sie nicht. Nun braucht man ein Lifecycle Management System um die Stammdaten zu erzeugen, ihren Lifecycle zu managen und sie zeitrichtig in das ERP System zu liefern.
Früher ging man davon aus, dass sich Stammdaten eigentlich nicht ändern. Deshalb haben viele ERP-Anbieter vergessen, Modellierungsfunktionalitäten und Lifecycle-Mechanismen für Stammdaten in ihren Systemen vorzusehen.
Das fällt ihnen jetzt auf die Füße, denn bei der hohen Dynamik, die heute auf die Stammdaten einwirkt, geht es ohne Lifecycle Management nicht mehr.
Gut für die PLM-Anbieter und für die ERP-Anbieter, die rechtzeitig ein entsprechendes Lifecycle Management in ihren Systemen implementiert haben. Höchste Zeit das auch den Kunden zu sagen.
Was meint ihr dazu?
Gerne unterstützen wir vom STZ-RIM euch bei Fragen rund um ERP und PLM.
LinkedIn-Post 2
ERP seen as an execution machine – and how the (P)LM gasoline supply works
Heute möchte ich etwas tiefer in die vom RIM entwickelte neue Sichtweise der Unternehmensarchitektur und IT eintauchen.
Ich habe erläutert, warum man ERP als eine Ausführungsmaschine sehen kann, in die man Kundenaufträge eingibt und die dann Fertigungs- und Bestellaufträge erzeugt, und deren Werte sowie Mengenflüsse verfolgt.
Die ERP-Maschine braucht zeitrichtige und reife Stammdaten. Ohne diese läuft sie nicht. Daher haben ERP-Systeme auch die Master Data Shell (Bild Detail A), d.h., ein Datenmodell von Master Data, das man sich vorstellen kann wie ein Tank der ERP-Maschine.
Früher dachte man, dass der Tank – da sich die Stammdaten nur selten ändern – auch sehr selten nachgefüllt werden muss. Inzwischen ist jedoch klar, dass diese Perspektive nicht mehr zu halten ist. Alle Stammdaten haben einen Lebenszyklus, da sie sich über die Zeit verändern (Zeitachse im Bild Detail B). Stammdaten müssen nun generiert werden – dem Bild entsprechend könnte man auch von Ölförderung sprechen.
Dazu haben sich Engineering-Applikationen (CAx etc.) herausgebildet. Um die dort erzeugten Daten zu managen, ist der PLM-Gedanke entstanden und einige Vendoren bieten IT-Systeme unter dem Namen PLM (vormals PDM) am Markt an. Dies nutzen, um die Zeitachse abzubilden, Revisionen, d.h., kopieren und aufnummerieren von Datensätzen (Bild Detail C). Es gibt auch noch weitere Stammdaten, die einem Lifecycle unterliegen, z.B. Business Partner, Ressourcen, Prozesse, die Variabilität, die Variantenregeln, Kostenstellen, deren Verdichtungen etc. Diese lassen wir für die Betrachtung außer Acht.
Die im PLM verwalteten Produktdaten müssen nun ins Core ERP gelangen. Dabei müssen sie in ihrer Reife hin zur Organisation entwickelt werden (Bild Detail D). Einige Details habe ich hier beschrieben. Zusätzlich müssen sie von einem revisionsbasierten Änderungsmanagement in ein effectivity based Änderungsmanagement überführt werden. Das liegt daran, dass auf Seite der Digitalen Supply Chain absolute Sicherheit herrschen muss, was in einem Lager liegt. Eine Änderung, die in irgendeiner Weise nicht Form Fit Function konform ist, muss zur zeitlichen Einsteuerung eines neuen Materials führen.
Es findet demnach ein Wechsel der Lifecycle Threads vom revisionsbasierten hin zum effectivity basierten Lifecyclemanagement statt. Man könnte, um das Bild zu vervollständigen, davon sprechen, dass die produktrelevanten Stammdaten in ihrer Entwicklung hin zur Organisation veredelt werden, ganz so, wie das mit dem Rohöl in Raffinerien ist. Damit könnte man das klassische PLM mit der Ölförderung vergleichen und das ERP-nahe PLM mit dem Raffinieren von Rohöl.
Ob man nun mit einem Ölförderturm auch Öl raffinieren könnte? Das ist ein interessanter Gedanke. Was meint ihr?