Wie man CTO+ mit Produktion in einem internationalen Werksnetzwerk realisiert?
Gestern haben wir bei einem unserer RIM-Methodenworkshops dieses Thema mit Dr. Tim Bruchmüller von SÜSS MicroTech diskutiert.
Zuallererst stand die Frage im Raum, welche kundenerlebbaren Fähigkeiten ein Hersteller von Equipment für die Halbleiterindustrie haben muss. Neben einem qualitativ hochwertigen Produkt sind hier die Faktoren Konfiguration und Customizing des Produkts (also das CTO mit dem +), sowie Geschwindigkeit von Bedeutung.
Geschwindigkeit hat zwei Aspekte: die Flow Rate der Anlage selbst und die Lieferzeit, die von SÜSS MicroTech erreicht werden kann.
Zudem müssen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden, wie Fachkräftemangel in Deutschland, Kostendruck in der Produktion, Erfüllung länderspezifischer Gesetze und Anforderungen sowie die Herausforderungen beim Sourcing durch oft fragile Lieferketten.
Was ist nun der Schlüssel zur Lösung? Ich fange mal an.
👉 Flexible Beschaffung und Produktion im Werksverbund.
Wenn das Produkt in Verbaumodule zerlegt ist, kann es an verschiedenen Standorten effizient produziert werden. Die Wahl des Produktionsstandorts hängt von Technologie-Know-how, Nähe zur Quelle und verfügbarer Kapazität ab. So lassen sich Ressourcen flexibel den Marktanforderungen entsprechend nutzen.
👉 Lagerfähigkeit von Modulen oder Produkten.
Verbaumodule vorausgesetzt, kann man von Make-to-Order zu Assemble-to-Order oder sogar Make-to-Stock übergehen. Durch geschicktes Management der Lagerbestände kann man kurze Lieferzeiten realisieren.
Die genannten Anforderungen erfordern einen im Produktionsnetz industrialisierten Baukasten, dessen Elemente bereits für alle möglichen Standorte industrialisiert sind.
Für das + im CTO+ ist wiederum ein funktionaler Baukasten erforderlich. Warum? Um kundenindividuelle Funktionen hinzufügen zu können.
Denkt ihr, ein bereits industrialisierter Baukasten und ein nicht industrialisierter funktionaler Baukasten widersprechen sich? Die Antwort darauf ist der hybride Baukasten, der teilweise industrialisiert und teilweise nicht industrialisiert ist.
Wie kann man das aus struktursemantischer Sicht lösen? Hier kommt das nested CTO+ ins Spiel: Die funktionale Struktur wird nach verschiedenen Fällen geordnet, z.B. ETO, ETO mit Auslegung, CTO und STO. An den Funktionsgruppen werden dann die Verbaumodule über M(RP)-BOM snippets zugeordnet. Alles zusammen ergibt dann verdichtet den CTO+-Fall.
Klingt kompliziert? Das ist es auch. Zudem gibt es heute nicht viele IT-Systeme (PLM/ERP…), die in der Lage sind, solche Szenarien zu unterstützen. Zum Glück hat SÜSS MicroTech bereits eines im Einsatz.
Alles in allem war es eine großartige Diskussion. Danke, Tim Bruchmüller, dass du dabei warst. Wir freuen uns sehr darauf, gemeinsam mit der SÜSS MicroTech das Konzept in die Tat umzusetzen.
Was meint ihr dazu? Welches Konzept für einen CTO+-Fall bevorzugt ihr?